Umbau RCP 20 für RA-4
von Eduard Giessegi
(Aus: Foto Hobbylabor 4/1990)




Gerade zu dieser Umbauanleitung kamen immer wieder Anfragen aus dem Ausland, weshalb ich diese Seite mit Hilfe des Übersetzungsprogramms "Alta Vista" auch auf ENGLISCH anbiete.
  Wenn RA-4 kommt, muß die RCP 20 geh'n! Diese Befürchtung konnte man zumindest haben, nachdem zunächst nichts und dann nur ein halbherziges Umrüstangebot von Durst als Lösung kam. Nun hat das Bangen ein Ende: In diesem Beitrag verraten wir Ihnen, wie Sie die RCP 20 auf eine Entwicklungszeit von 45 Sekunden trimmen und RA-4-Material einwandfrei verarbeiten können.
Während Laboranten mit Trommelprozessoren fast jeden beliebigen Prozeß fahren können, stoßen die Besitzer von (nicht modularen) Durchlauf-Entwicklungsmaschinen bei einer Prozeßumstellung immer auf größere und teilweise auch nicht zu lösende Probleme. Denn normalerweise kann man eine Durchlauf-Entwicklungsmaschine, die für einen bestimmten Prozeß konzipiert ist, nicht oder nicht optimal für andere Prozesse verwenden - das ist eben der Preis für die ansonsten schnellere und komfortablere Verarbeitung.
Eine besondere Position hat hier die RCP 20 von Durst: Sie ist nicht auf den bislang als Standard geltenden EP-2-Prozeß optimiert, bei dem sich die Badezeiten für Entwickler und Bleichfixierbad deutlich unterscheiden, sondern arbeitet mit gleichen Badzeiten. Dieser Umstand erweist sich bei der Verarbeitung von EP-2-Materialien natürlich als Nachteil, da man nicht auf die kürzest mögliche Gesamtdurchlaufzeit kommt. Vor dem Hintergrund der weltweiten Umstellung auf den RA4-Prozeß sieht das jedoch anders aus, denn bei diesem Prozeß haben Entwickler und Bleichfixierbad die gleichen Badzeiten.
Ganz so rosig, wie die Sache damit scheint, ist sie allerdings nicht: Die RCP 20 bietet zwar gleiche Badzeiten, doch diese sind viel zu lange. Konkret kommt man auf eine Entwicklungs- und Bleichfixierzeit von 140 bis 145 Sekunden, benötig werden jeweils aber nur 45 Sekunden. Nun liegt natürlich der Gedanke nahe, einfach die Antriebsgeschwindigkeit der Maschine zu erhöhen und somit die Durchlaufzeit zu verkürzen. Doch das erweist sich schwieriger als man zunächst meinen könnte.

Im Schneckentempo zur hohen Geschwindigkeit
Zur Veränderung der Durchlaufzeit braucht man im einfachsten Fall nur den Regler für die Antriebsgeschwindigkeit zu verstellen. Einen solchen Regler bietet die RCP 20 aber nicht, so daß bei dieser Maschine nur die eine, vom Hersteller fest vorgegebene Durchlaufzeit zur Verfügung steht. Um die Antriebsgeschwindigkeit zu verändern, muß man also ins Innenleben der Maschine eingreifen. Aber auch das ist leichter gesagt als getan, und wer schon einmal einen Blick ins Innere seiner RCP 20 geworfen hat, weiß, daß man mit irgendwelchen einfachen Tricks nichts ausrichten kann.
Ohne etwas Professionelles ist an eine Beschleunigung der RCP 20 demnach nicht zu denken - und da kam die bereits Ende vergangenen Jahres erfolgte Ankündigung von Durst gerade recht, nach der es hieß, daß man sich für die Umrüstung "etwas einfallen lassen will". Leider wurde daraus aber kein Tütchen mit Zahnrädern und -riemen für neununddreißigachtzig oder ein ähnlich profaner Umrüstsatz, sondern nur ein Service-Angebot: Wer seine RCP 20 zu Durst schickt, bekommt sie - für rund 150 Mark - nach zwei Wochen schneller und auch allgemein durchgecheckt zurück.
Soweit so gut, doch der Traum von der superkurzen Durchlaufzeit währte nicht lange. Denn wie man bald feststellte, läßt sich die Entwicklungs- bzw. Bleichfixierzeit von 140 bis 145 Sekunden "aus konstruktionstechnischen Gründen" lediglich auf 120 Sekunden reduzieren, was zwar kürzer, aber immer noch deutlich länger als die kürzest mögliche Zeit ist. Damit nicht genug: Nach neuesten Informationen wird Durst dieses Service-Angebot nicht aufrecht erhalten - "Dauertests haben gezeigt, daß derart umgerüstete Maschinen unseren hohen Qualitätsanspruch nicht erfüllen können", so ein Sprecher von Durst.
Damit sind wir heute wieder an derselben Stelle wie vor knapp einem Jahr, als die RA4-Welle ins Hobbylabor zu schwappen begann, und RCP 20-Besitzer fragen zu Recht, ob dieses Verwirrspiel wirklich nötig war, ob man als Käufer eines Markengeräts von einem renommierten Hersteller nicht mit einem besseren, adequaten Service rechnen kann und ob die technischen Gründe nicht auch von wirtschaftlichen Interessen flankiert werden - schließlich wollen auch Printo und ACP 200 noch an den Mann gebracht werden...
Wie auch immer: Nach langer Zeit können wir hier zumindest all denen eine Lösung des Problems bieten, die ein wenig handwerkliches Geschick haben. Gefunden hat sie Eduard Giessegi, Lehrer für Kunsterziehung und Fotografie am Herder-Gymnasium in Forchheim. "Die Idee zum Umbau kam mir in Verbindung mit einem Gelegenheitskauf", sagt der 42jährige Pädagoge und ergänzt: "Da ich immer noch lieber schwarzweiß fotografiere und auch im Schullabor SW als die höhere Kunst propagiere, versuchte ich, die eintönige und unkreative Farbverarbeitung zu beschleunigen - nur so gelingt es, in den Unterrichtsstunden auch Farbbilder in einer annehmbaren Zeit herzustellen, so daß sich die Schüler um die Bildgestaltung kümmern können."

Highspeed-RCP 20 - mit 50 Mark sind Sie dabei
Um die RCP 20 wirklich vernünftig zu beschleunigen, kommt man nicht umhin, die Mechanik radikal zu ändern. Möglich wird dies durch zwei neue Zahnräder und einen Zahnriemen, sofern die Maschine nicht bereits mit einem solchen ausgestattet ist. Alle Teile bekommt man beispielsweise von Conrad Electronic für knapp 50 Mark. Damit ist es möglich, das Untersetzungsverhältnis des bisherigen Antriebs in ein Übersetzungsverhältnis von 1:3 umzuwandeln. Die Maschine erreicht dann eine Geschwindigkeit, die zu einer Entwicklungs- und Bleichfixierzeit von etwa 45 Sekunden führt.
Einen Haken hat die Sache allerdings: Je nach Werkzeugausstattung müssen Sie eventuell auf die Hilfe eines Feinmechanikers zurückgreifen. Konkret ist die angetriebene Achse abzudrehen, damit man das kleine Zahnrad montieren kann, und das große Zahnrad aufzubohren, damit es auf die antreibende Achse paßt. Vor dem Aufsetzen des großen Zahnrades auf die antreibende Achse muß man dann noch das direkt danebenliegende Lüfterrad auf der Motorachse etwas kleiner machen, damit sich die beiden nicht in die Quere kommen. Dafür genügt jedoch ein Seitenschneider, mit dem man einfach die Flügel des Lüfterrads stutzt. Nachdem diese Vorarbeiten abgeschlossen sind, kann man die Zahnräder auf die Achsen stecken und mit den Klemmschrauben arretieren. Zum Schluß wird der Zahnriemen eingesetzt und gespannt. Der Lauf- und die Riemenspannung sollen so eingestellt werden, daß die Achse nicht schlägt und die Maschine rund läuft (zum Spannen des Zahnriemens löst man die Schrauben an der Platte, auf der Motor und Getriebe montiert sind, verschiebt sie entsprechend und zieht die Schrauben wieder fest).
 
 

Die neue Antriebsmechanik und das gestutzte Lüfterrad.


Unerläßlich: Ein Geschwindigkeitstest
Wenn man von der Sollgeschwindigkeit einer serienmäßigen RCP 20 ausgeht (140 bis 145 Sekunden Entwicklung und Bleichfixierzeit), ergeben sich nach dem Umbau bei Verwendung der genannten Zahnräder rein rechnerisch 46 bis 47 Sekunden Entwicklungs- und Bleichfixierzeit. Dies entspricht zwar ziemlich genau der RA-4 Prozeßzeit (45 Sekunden pro Bad), doch dieser Wert wird nicht immer erreicht. Die Ursache für Abweichungen liegt in der Streuung die sich bei industriellen Produktionsserien nie ganz ausschließen lassen. Im Fall der hier umgebauten RCP 20 ergab sich nach dem Umbau eine Entwickungs- und Bleichfixierzeit von 40 Sekunden. Solche Differenzen sind jedoch kein Problem - man kann Sie durch eine Anpassung der Temperatur ausgleichen. Mit dem hier für die Praxisversuche verwendeten Diluprint-4 ergaben sich die besten Ergebnisse bei einer Temperatureinstellung von 25 bis 26 Grad.
Hinweis: Wenn Sie ebenfalls diesen Verarbeitungssatz verwenden, aber noch über das ältere Dilublix-Bleichfixierbad verfügen, müssen Sie es 1+3 statt 1+4 ansetzen. Wer seine RCP 20 in der zuvor beschriebenen Weise umbaut, sollte die reale neue Geschwindigkeit also in jedem Fall ermitteln und die Temperaturen angleichen.
Um festzustellen, auf welche Entwicklungs- und Bleichfixierzeit man kommt, steckt man ein Stück Fotopapier in die laufende - und mit Flüssigkeit gefüllte! - Maschine und mißt die Zeit vom Erfassen des Papiers durch die Walzen des Entwicklerracks bis zum Erfassen des Papiers durch die Walzen des Stoppbadracks; die für diese Zeit optimale Temperatureinstellung entnimmt man anschließend der Chemikalien-Anwendungsbeschreibung.

Do it yourself - aber auf eigene Gefahr
Zum Abschluß sollten Sie noch folgendes wissen: Die in der zuvor beschriebenen Weise umgebaute RCP 20 wurde ausgiebig getestet. Die Testläufe erstreckten sich über ein halbes Jahr, wobei mehrere hundert Blatt Papier verarbeitet wurden. Alle Ergebnisse waren einwandfrei und konstant; Unregelmäßigkeiten traten nicht auf. Trotzdem muß darauf hingewiesen werden, daß bei einem Umbau nach dieser Anleitung keine Gewähr für eine einwandfreie Funktion und fehlerfreie Ergebnisse übernommen werden kann; darüber hinaus ist zu bedenken, daß eine eventuell noch gültige Herstellergarantie durch diesen Eingriff erlischt. Besonders wichtig erscheinen uns diese Hinweise, nachdem Durst keine Umrüstung auf entsprechend kurze Zeiten anbietet und dies mit Dauertests begründet, die gezeigt haben, daß derart umgerüstete Maschinen den hohen Qualitätsanspruch von Durst nicht erfüllen. Wir können dies zwar nicht nachvollziehen, dürfen es aber auch nicht für alle jemals gebauten Maschinen ausschließen.

Daten der RCP 20 für RA-4
Papierformat     Eingabetakt     Blatt/Stunde     Verbrauch     Kapazität
13x18cm 25 sek 144 St. 800 ml 450 Bl.
20x25cm 45 sek 80 St. 800 ml 250 Bl.

Die (real ausgetesteten) Tabellenwerte beziehen sich auf 2,5 Liter Arbeitslösung des Diluprint-4-Verarbeitungssatzes bei Ausnutzung der Chemikalien ohne Regenerierung.

Stückliste:
Ein großes Zahnrad mit 30 Zähnen und einem Durchmesser von 54 mm. Katalog-Bestellnummer: 226041-44; Preis: 11,95 €.
Ein kleines Zahnrad mit 10 Zähnen und einem Durchmesser von 24 mm. Katalog-Bestellnummer: 226106-44; Preis: 6,95 €.
Ein Zahnriemen mit 65 Zähnen und einer Wirklänge von 330 mm (ZAHNRIEMEN 65 Z), sofern der Antrieb bislang mit einem Keilriemen arbeitet. Katalog-Bestellnummer: 226076-44; Preis: 2,75 €.
Hinweis: Die Bestellnummern und Preise gelten für den Kauf bei Conrad Electronic als eine von verschiedenen möglichen Bezugsquellen. Stand: 2004
Aus: Foto-Hobby-Labor 4/90 - Autor: Eduard Giessegi/RG

Auch ich habe nach dieser Anleitung meine RCP20 erfolgreich umgebaut. Zu beachten ist, daß die Zahnräder der Racks vor dem Einsetzen in die befüllte Entwicklungsmaschine im Wasserbad gängig gemacht werden, um den Motor nach der neuen Übersetzung durch festsitzende Achsen nicht noch zusätzlich zu belasten!
Ich benutze den Prozeß: Mono PK RA-4 von Tetenal, für 2,5 Liter Farbentwickler und 2,5 Liter Bleichfixierbad (Kosten 1999 ca. 48.-DM, Saturn Ffm.). Die Entwickler-Temperatur stelle ich anfangs auf 26 Grad C. und erhöhe immer um 1 Grad nach Durchsatz von 10.000 qcm Fotopapier. Also:
bis 10.000 qcm   26 °C
bis 20.000 qcm   27 °C
bis 30.000 qcm   28 °C
bis 40.000 qcm   29 °C
bis 50.000 qcm   30 °C
Für die Temperaturmessung nehme ich ein digitales Thermometer (mit Kabel für Außentemperatur, gibts im Handel für ca. 10 €), da der eingebaute Regler zu ungenau misst.

Anfang 2010 habe ich meine RCP20 verkauft, aber vorher die Anleitung für alle Interessierten gescannt:


        

        

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